Milchzähne

Ratgeber / Gesundheit, Kind & Familie

Kinderleicht: Gesunde Milchzähne

25.03.2024 / von 

Milchzähne sind nicht nur zum Essen und Kauen da, sondern erfüllen weitere wichtige Aufgaben: Sie können als Platzhalter für die bleibenden Zähne dazu beitragen, die gesunde Entwicklung des Kiefers zu unterstützen.

Das Baby ist noch nicht geboren, da entwickeln sich im Kiefer bereits erste Zähnchen. Zum Vorschein kommen diese allerdings erst ab dem vierten Lebensmonat. Spätestens im dritten Lebensjahr ist das Milchgebiss dann komplett. Es besteht aus 20 Zähnen: pro Kiefer vier Schneidezähne, zwei Eckzähne sowie vier Backenzähne.

Auch wenn die Milchzähne bereits ein paar Jahre später durch die bleibenden Zähne ersetzt werden, haben sie eine nicht zu unterschätzende Funktion: Sie sind Platzhalter für das zweite Gebiss. Fällt ein Milchzahn vorzeitig aus, dann kann das zu Problemen beim Zahnwechsel führen, weil die neuen Zähne schief herauswachsen und Zahnfehlstellungen entstehen. Ebenso erfüllen die Milchzähne eine wichtige Aufgabe beim Sprechen: Ein vollständiges Milchgebiss trägt zu einer deutlichen Aussprache und im weiteren Sinne zur sprachlichen Entwicklung bei. Zahnlücken und Zahnfehlstellungen begünstigen eine fehlerhafte Lautbildung wie beispielsweise Lispeln.

Spielerisch lernen

Milchzähne verfügen lediglich über einen dünnen Zahnschmelz, der nur einen Millimeter dick ist. Das macht sie besonders anfällig für Karies, wesentlich anfälliger als die 32 bleibenden Zähne, die das Milchgebiss ungefähr ab dem sechsten Lebensjahr ersetzen. Das Erwachsenengebiss ist im Alter von 13 bis 15 Jahren meist vollständig entwickelt (ohne Weisheitszähne).

Damit sich keine Karies entwickelt, muss die Zahnpflege bereits ab dem Erscheinen des ersten Milchzahns beginnen. Denn Karies kann nicht nur die Milchzähne schädigen, sondern auch auf die darunterliegenden bleibenden Zähne übergreifen. Eltern sollten beim Erlernen der Zahnhygiene allerdings behutsam vorgehen und ihr Baby langsam an die Zahnbürste und Zahnpasta gewöhnen. Idealerweise sollte das Zähneputzen vom Kind nicht als Zwang empfunden werden, sondern spielerisch geübt werden – vielleicht mit Musikbegleitung, einem Reim oder einem Ritual.

Die Utensilien zum Zähneputzen sollten altersgerecht sein. Am besten wenden Eltern bei ihrem Kind zweimal täglich die KAI-Putztechnik an:

  • Kauflächen: Oben und unten, zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite mit kleinen Bewegungen von hinten nach vorne putzen
  • Aussenflächen: Bei geschlossenem Kiefer zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite mit kleinen Auf-und-ab-Bewegungen von hinten nach vorne putzen
  • Innenflächen: Oben und unten, zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite mit kleinen Auf-und-ab-Bewegungen von hinten nach vorne putzen

Kariesprophylaxe beginnt früh

Ungefähr 5 bis 15 Prozent aller Ein- bis Fünfjährigen weisen bereits Schäden am Milchzahngebiss auf. Karies hat bei (Klein-)Kindern dieselbe Ursache wie bei Erwachsenen: Zucker und Säure. Süssgetränke (z. B. Orangensaft, Eistee, Softdrinks) gilt es daher ebenso zu vermeiden wie Süssigkeiten, Schokolade oder Chips. Schon ein paar Minuten nach dem Verzehr von Süssem wandeln die Kariesbakterien Zucker in Säure um, die den Zahnschmelz angreifen.

Wenn das Kind doch einmal nascht oder ein süsses oder saures Getränk zu sich nimmt – auch Milch oder Milchalternativen –, empfiehlt es sich, zuerst den Mund mit Wasser zu spülen und einige Minuten später die Zähne zu putzen. Auch Muttermilch und Schoppenpulver enthalten Zucker, weshalb Eltern Dauernuckeln unterbinden sollten. Empfohlen werden Wasser und ungesüsster Tee. Frisches Obst und Gemüse sind eher zahnschonend.

Neben Zucker und Säure sind Zahnbeläge wesentlich an der Entstehung von Karies beteiligt, weil sich in ihnen Kariesbakterien ansiedeln. Die Bakterien ernähren sich von Nahrungsresten und sondern säurehaltige Substanzen ab, die den Zahn angreifen. Es gibt noch einen weiteren Faktor, den viele nicht kennen: Karies ist ansteckend. Bei Babys kommen Kariesbakterien nicht von Geburt an vor – die Ansteckung erfolgt meist über die Eltern oder Grosseltern. Darum niemals den Nuggi oder den Löffel der (Enkel-)Kinder ablecken.

Den ersten Zahnarztbesuch empfiehlt die Schweizerische Vereinigung für Kinderzahnmedizin im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren. Zu jährlichen Kontrolluntersuchungen wird spätestens ab dem Eintritt in den Kindergarten geraten.

Kreidezähne

Bei Kreidezähnen handelt es sich um eine Fehlbildung des Zahnschmelzes, was diesen weich und porös macht. Hinweise darauf können weisse oder gelbliche Flecken auf den (Milch-)Zähnen sowie bräunliche, bröckelige oder schmerzende (Milch-)Zähne sein. Betroffen sind meist die Backenzähne, manchmal aber auch die Frontzähne. Die Ursachen für Kreidezähne sind noch nicht geklärt. «Heilen» lassen sich Kreidezähne nicht. Mit einer rechtzeitigen zahnärztlichen Behandlung lassen sich aber immerhin das Wegbrechen der Zähne und die Entstehung von Karies verhindern. Auch hier sind eine gute Zahnhygiene sowie die Vermeidung von Zucker und zuckerhaltigen Getränken wichtig.

Sylvie Wäsch
Nach dem Essen sollte man die Zähne innerhalb von zehn Minuten putzen.

Sylvie Wäsch

Apothekerin und Betriebsleiterin

Welche Rolle spielt die Vorbildfunktion der Eltern für gesunde Milchzähne?

Kinder sind Nachahmer. Wenn Eltern und Kinder gemeinsam die Zähne putzen, spornt das den Nachwuchs an. Die Putztechnik kann somit gemeinsam eingeübt werden. Je nach Alter der Kinder ist ein Nachputzen aber sinnvoll. Zahn und Zahnfleisch sollen ab dem ersten Zahn mit einer weichen Zahnbürste mit kleinem Kopf massiert werden.

Welche Zahnpasta empfehlen Sie für Milchzähne?

Eine Zahnpasta mit Fluorid zum verbesserten Kariesschutz. Am besten eine altersgerechte Zahnpasta, denn so stimmt der Fluoridgehalt. Eine erbsengrosse Menge reicht bereits zum Zähneputzen. Die Resten sollen nicht geschluckt, sondern ausgespuckt werden. Das Spülen ist nicht unbedingt notwendig.

Warum ist kalziumhaltige Ernährung für gesunde Milchzähne wichtig?

Kalzium stellt – gemeinsam mit Phosphat – den anorganischen Teil des Knochens, des Dentins und des Schmelzes der Zähne dar. Eine vollwertige Ernährung mit genügend Kalzium sichert den Aufbau eines gesunden Zahnschmelzes. Zudem ist Kalzium am Remineralisierungsprozess beteiligt, dieser kann angegriffenen Zahnschmelz wieder aufbauen.

Was gilt es bezüglich Zucker zu beachten?

Ohne Zucker keine Karies. Zucker aus Getränken und Speisen wird innert Minuten von den Bakterien in der Mundhöhle zu Säuren vergoren, die den Zahnschmelz angreifen. Deshalb ist es besser, Süssigkeiten zu den Hauptmahlzeiten zu geniessen statt zwischendurch. Nach dem Essen sollte man die Zähne innerhalb von zehn Minuten putzen.